Gleichmut.
Was bedeutet dieses Wort für dich? Wie füllst du seinen Inhalt?
Wenn du magst, nimm dir ein paar Minuten, und reflektiere dieses Wort, und den Inhalt, mit dem er für dich angefüllt ist. Was steckt alles drin in diesem Ausdruck? Welche Emotionen steigen in dir auf, wenn du dieses Wort reflektierst? Siehst du vor deinem inneren Auge vielleicht sogar Situationen, die dazu passen?
Wie bin ich darauf gekommen, diesen Begriff für mich einmal gründlich zu reflektieren?
Als ich im Buch ‚Tolkiens Symbolik‘, Band 3 von Ludwig Gartz, las, begegnete mir seine Darstellung und Interpretation der Elben aus dem Herrn der Ringe. Ihre Werte und Tugenden werden beschrieben und ausgelegt. Insbesondere die Erläuterungen über die Waldelben haben mich inspiriert. In ihrer positiven Ausprägung ist Legolas der prominente Vertreter dieser. Und er ist vor allem gleichmütig. In jeder Situation ist Legolas gleich mutig. Egal wie viel oder wenig Hoffnung da ist. Er ist genau so mutig. Sein Mut schwankt nicht durch äußere Einflüsse. Daher muss er ihn von Innen her beziehen, schlussfolgerte ich.
Eng verknüpft und verwandt mit dem Mut – also auch dem Gleichmut – ist das Vertrauen. Passend zum Gleichmut, das Selbstvertrauen. Wenn du selbst eine Quelle von Mut, bzw. Gleichmut in dir hast, gewinnst du Selbstvertrauen in dich, die Ergebnisse und das was du beeinflussen kannst. Andernfalls bedingen sich Mut und Vertrauen. Deshalb sind Mut, Gleichmut, mutig sein … usw. nicht möglich ohne Vertrauen! Allem voran: Dem Selbstvertrauen.
Denn Vertrauen kann ja auch gegeben, zugesprochen und daher gespendet werden.
Prüfe dich selbst, welche Wirkung es auf dich hat, wenn jemand (real oder fiktiv) zu dir sagt: Ich schenke dir mein Vertrauen!
Dadurch wird ersichtlich, dass es sich bei Vertrauen bzw. Selbstvertrauen, um einen Wert handelt. Etwas das wertvoll ist.
Andernfalls würde man nicht davon sprechen es zu spenden oder zu schenken.
Denn wenn etwas Wertloses gegeben wird, ist es vieles, u.a. sogar moralisch verwerflich (worin schon das Werfen bzw. wegwerfen steckt 😉), aber jedenfalls keine Spende oder Geschenk.
Gleichmut ist also Ausdruck einer Balance, einer inneren vor allem. Diese innere Balance, je stärker sie im Kern wird, zeigt sich dann auch immer mehr im außen. Sie wirkt sich aus, von innen nach außen. Echte Auswirkung im wahrsten Sinne des Wortes.
Wie sehen also die anderen Extrempole aus, wenn Gleichmut in der Mitte ist, und somit eine Balance anzeigt?
(Kleine Anmerkung: Somit ist Gleichmut ein Mittenwert. Also kein Mittelwert, weil der Wert des Gleichmutes nicht gemittelt oder ermittelt, sondern gesetzt wird. Somit ist der Gleichmut ein (voraus-)gesetzter Zentralwert. Ein zentraler (weil mittiger) Wert. Könnte auch ein Zentralwert eines hypothetischen, neuen Finanz- bzw. Wertesystems sein 😉. Aber das ist ein anderes WERT-volles Thema).
Nun folgen die Erklärung der unausgeglichen Zustände einer Person, wenn sie ihren Gleichmut verloren hat oder dieser sehr stark unausgeglichen ist:
Übermut: Zuviel Mut bzw. zu viel Schein-Mut, künstlicher, unmenschlicher, weltfremder und realitätsferner Mut. Ein scheinbarer Mut, der nicht rational abwägend, oder emotional übersteigert ein viel zu hohes Risiko eingeht, dass in keiner vernünftigen, und intuitiven Verhältnismäßigkeit steht.
Untermütigkeit: Sie ist verwandt mit der Unterwürfigkeit. Auch hier ist wieder das verwerfliche Werfen anzutreffen. An dieser Stelle der Untermütigkeit, hat die betreffende Person ihren ureigenen Mut verworfen. Die Person wird dadurch unterwürfig. Sie unterwirft sich den scheinbar nicht zu bewältigenden oder ertragbaren äußeren Umständen. Dadurch wird auch der Wert des Mutes, im speziellen des Gleichmutes verworfen. Durch diesen Wertverlust wirkt sich das sofort auf das Vertrauen, hier das Selbstvertrauen aus. Denn nach solch einem verwerflichen Akt, sinkt das Selbstvertrauen. Und die Person ist aus ihrer Mitte und Balance verschoben, weil sie einen zentralen Wert verworfen hat.
Statt mit Mut den Lebensweg zu gehen, bleiben wir stehen, und werfen unseren Mut von uns, als wäre er eine Last, auf den Weg. Dort wird er achtlos zertreten oder von anderen aufgesammelt und missbraucht. Andere versuchen diesen Mut dann aufzuheben und für sich zu beanspruchen, sich fremden Mut einzuverleiben. Aber das geht nicht, weil Mut und Vertrauen wesensmäßig mit dem inneren Menschen verbunden sind.
Daher ist Übermut auch niemals echter Mut. Sondern nur geborgter, nicht passender, über-stehender Mut, der zu unangenehmen Folgen und bei weiterer Verwendung zum völligen Zerbruch führen kann.
Durch diese Zerbruch zerbricht im Übermütigen dadurch etwas Echtes, organisch gewachsenes. Sein Stolz! Dieser ist und wächst real beim übermütigen, gehört zu ihm und zerfrisst ihn wie ein Krebsgeschwür. Ein Wildwuchs, zu viel von einer guten Kraft, die unkoordiniert am falschen Platz unverhältnismäßig (aus der Balance, der Mitte des Zentralwertes Übermut) wuchert, ja, das über-wuchert, was wirklich in der Übermütigen Person steckt (und sich nicht hinter falschem Über-Mut verstecken sollte).
Unmut bzw. Unmütigkeit:
Wer unmutig ist, ist stets aktiv am Urteilen, werten, bewerten, verurteilen usw. Überdifferenzierung, die dann dazu führt, dass der betreffende niemals etwas oder jemand Passendes findet. Und sich daher auch niemals verbindlich für etwas in Loyalität und Treue (Vertrauen) binden kann.
Denn das überdifferenzieren hat an jeder Beziehung/Relation, etwas zu meckern, was schließlich zu Unmut führt.
Die schlimmste Form von außer der Mitte geratenem Mut ist die Gleichgültigkeit!
Ja, du hast richtig gehört. Die Gleichgültigkeit.
Auf den ersten Blick scheint sie dem Gleichmut am stärksten zu ähneln, ist diesem jedoch am entferntesten. Denn: wer gleichgültig ist, ist stetig passiv unmutig.
Unmut in völliger Erstarrung. Beweglosigkeit und Leblosigkeit. Alles ist gleich in seinen Augen. Gleich gültig bzw. gleich un-gültig Indem alles negiert, verneint und vermeint (vermeintlich eins gemacht wird) ist am Ende wirklich alles gleich. Gleich leblos. Gleich bedeutungslos, weil es keine Unterschiede, Verschiedenheit, Vielheit, Formen usw. im Ausdruck von Mut und Vertrauen gibt.
Um ein weiteres Bild aus dem Herrn der Ringe hier als Metapher zu wählen, sei Mordor, das Reich des dunklen Herrschers Sauron, genannt. Dort herrscht diese eben beschriebene Trostlosigkeit der Gleichgültigkeit. Einen missverstanden Form von Einheit, fehlgeleitetem Mut und Vertrauen.
Somit ist die Gleichgültigkeit das Abtöten des Mutes im inneren eines Menschen. Was nur möglich ist, wenn der Mensch in sich zuvor auch das Vertrauen verloren oder verworfen hat (statt daran festzuhalten). Dann schwebt die Seele dieses Menschen ohne Hoffnung durchs Leben, wie ein Raumschiff, ohne Luft/Atmosphäre im All. Weil alle Beziehungen/Relationen, also auch alle Bezugspunkte, sowie Mutpunkte entfernt oder verworfen wurden. Denn Mut richtet sich immer auf etwas oder jemanden, ist also sowohl relational als auch intentional. Ebenso wie das Vertrauen, welches auch relational und intentional ist, also sich mit einer Absicht in Beziehung zu jemandem oder etwas setzt.
Wenn also die Mutpunkte einer Person verloren sind, dann ist jede Richtung, Verbindung und Tätigkeit im Leben dieser Person gleich. Und somit gleich wertlos, leblos, mutlos. Absolute Gleichgültigkeit.
Das Leben jedoch ist pulsierend, kreierend, schöpferisch.
Nicht starr, erstarrend und Gleichgültig. Anders ausgedrückt:
[Gleichgültig = gleich ungültig] ≙ wertlos.
Gültig = wertend.
Daher ist Gleichgültigkeit so schlimm. Sehr plastisch wird diese Gleichgültigkeit von dem Waldelben im Düsterwald im Herrn der Ringe dargestellt. Sie sind daher auch gefallene Waldelben, die resignieren, anstatt Gleichmütig den Herausforderungen und Gefahren zu trotzen, sowie Legolas.
Kurzes persönliches Resümee:
Ich darf, ich kann, ich will gleichmütig sein!
Denn dann ist mein Selbst- und Lebensvertrauen, sowie Christusvertrauen in jedem Moment präsent. Wach, bewusst. Und ich kann es sein, denn: ICH BIN.
Ich bin in jedem Moment derselbe.
In jedem Moment ist Christus in mir.
Bin ich auch schwach, in meiner Schwachheit kommt die Stärke vom ICH BIN richtig zum Vorschein.
Immer verlässlich.
Loyal und verbindlich.
Denn: Gott ist treu!
Ich kann ihm vertrauen. Mutig vor seinen Thron treten.
Er spendet Mut und Vertrauen.
Selbstvertrauen und Gleichmut.
Durch Christus in mir, bin ich in jedem einzelnen Moment meines Lebens gleich mutig.
Amen

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